Eine Chronik (Von Peter Bloch)
Die Geschichte des Vereins für Familiengärten Dübendorf erscheint in der Rückblende, mit ihren Irrungen und Wirrungen, fast wie ein Märchen:
Es war einmal ein Familiengärtner, der dem Berichtverfasser Mitte der 70er Jahre seine Probleme als Pächter erzählte, vom gelegentlichen Hader mit Gartenkollegen, aber auch mit der Verpächterin, der städtischen Liegenschaftenverwaltung.
Es war nicht alles zum Besten bestellt in jenen Jahren. Angebot und Nachfrage standen im Vergleich zu anderen Gemeinden vergleichbarer Grösse, in einem Missverhältnis. Ernst Schärer, so hiess der inzwischen verstorbene Familiengärtner, hatte damit unbeabsichtigterweise „den Stein ins Rollen gebracht“. Er und Werner Weilenmann, der spätere Leiter des Vorbereitungsausschusses für die Vereinsgründung, erzählten sich die dollsten Geschichten: Jeder machte so ziemlich was er wollte, setzte sich gegen nächtlichen Gemüse- und Blumenklau mit dreisten Methoden zur Wehr, wie versteckten Nagelbrettern oder gesteckten Dornenästen. Die öffentliche Kontrolle war large, die Stimmung unter den Gärtnern unbefriedigend.
Anfang Februar 1976 wurden die Probleme um die Familiengärten in Dübendorf durch die eingereichte Interpellation Bloch im damals noch jungen Gemeindeparlament öffentlich. Darin nachzulesen ist, dass in Dübendorf zu jener Zeit zwei Pachtareale von Pflanzgärten (nur mit Gerätekisten, ohne Gartenhütten) im Buen und Zelgli, sowie eine weitere unbedeutende Anzahl von Parzellen, vorhanden waren. Insgesamt circa 150 Pächter bebauten ihre Gärten von circa einer Are Grundfläche. Der Interpellant wollte vom Stadtrat wissen, ob dieser das Verpachten von Familiengärten für einen sozial wertvollen Beitrag zur Gestaltung der Freizeit hält, im Dienste der Volksgesundheit und der Verbundenheit mit der Natur. Ob er zusätzliches Land für Areale zur Verfügung stellen und erschliessen kann, um die Nachfrage besser zu decken. Weiter, ob er auf das damals geplante Parkplatzprojekt an der Buenstrasse, zum Teil auf Kosten der Pflanzgärten im Buen, verzichten, und so deren uneingeschränkte Grösse mitsamt dem beliebten Ruheplatz unter der alten Linde erhalten könne. Am wichtigsten war die Frage, ob der Stadtrat willens sei, mit dem auf privatrechtlicher Basis zu gründenden Familiengartenverein zusammenzuarbeiten.
Die Antwort war übers Ganze gesehen positivausgefallen. Wenn sich der Stadtrat bezüglich zusätzlicher Areale auch nicht verbindlich äussern wollte, das Parkplatzproblem Buenstrasse konnte jedenfalls anderweitig gelöst werden. Dem späteren Ausbau des Areals Buen, zur ersten umfassenden Familiengartenanlage mit Hütten, stand mindestens dieses Problem nicht mehr im Wege. Auch ein Familiengartenverein fand die stadträtliche Unterstützung.
Für die Realisierung des Vorhabens brauchte es also nur noch einige Unentwegte. Aber eben: Gärtner sind nicht unbedingt geborene „Schreibtischarbeiter“. Hobbygärtner Werner Weilenmann erinnert sich 20 Jahre später: „Das Herz ist mir fast in die Hose gerutscht, als mir aus heiterem Himmel ein Gemeinderat anrief, und mich mit dem Vorschlag konfrontierte, einen Familiengartenverein zu gründen“.
Schliesslich leitete er dennoch den Vorbereitungsausschuss zur Vereinsgründung. Präsident aber, das wollte er partout nicht werden. Zuvorderst an der Front, das entsprach wohl nicht seinem Wesen.
Vereinsgründung
Als erstes erfolgte am 29. Juni 1977 ein Informationsabend im Singsaal Stägenbuck, an welchem rund 70 Interessenten teilnahmen. Als Gäste referierten die Herren Schäppi und Preuss, Präsident des Vereins für Familiengärten der Stadt Zürich der eine, Sekretär des eben gegründeten Vereins in der Nachbargemeinde Fällanden, der andere. Am 18. Januar 1978 war es dann soweit: Nach intensiven Vorbereitungsarbeiten traf man sich zur Gründungsversammlung. Im Amtlichen Anzeiger, dem heutigen Glattaler, wurde unter anderem das Folgende darüber berichtet:
„Am vergangenen 18. Januar gründeten im Singsaal der Schulanlage Stägenbuck gegen 70 Teilnehmer, wovon 47 stimmberechtigte Aktivmitglieder, den neuen Verein für Familiengärten Dübendorf. Der Leiter des Vorbereitungsausschusses, Werner Weilenmann, konnte dabei folgende Gäste begrüssen: Stadtrat Dr. Max Trachsler, Finanzvorstand, Rudolf Leuthold, städtischer Liegenschaftenverwalter, die Präsidenten des Schweizerischen Familiengärtner-Verbandes und des Zentralverbandes Zürich, Tschopp und Schäppi, sowie Gemeinderat Peter Bloch, Initiant des neuen Dübendorfer Vereins.
Nach einigen Worten der Einführung durch den Versammlungsleiter, in welchen er den Ablauf der Vorbereitungsarbeiten skizzierte, richtete Finanzvorstand Dr. Max Trachsler im Namen des Stadtrates eine Grussbotschaft an die Versammlung und insbesondere an die beiden auswärtigen Gäste. Der Redner bezeichnete die Situation für eine Vermehrung des Arealangebotes heute als besser wie noch vor ein bis zwei Jahren, als der Stadtrat aus finanziellen Erwägungen heraus die vorgesehenen Budgetposten wieder streichen musste. Er warnte jedoch vor allzu grossem Optimismus. Es bedürfe zudem noch der Abklärung einer ganzen Reihe von offenen Fragen zwischen dem Verein und der Stadtverwaltung. Eine befriedigende Lösung könne nur stufenweise erreicht werden.
Die Versammlung wählte hierauf Gemeinderat Peter Bloch zu ihrem Tagespräsidenten. Zum ersten Vereinspräsidenten wählte sie Andre Wicki, Mitglied des Vorbereitungsausschusses, und in den übrigen Vereinsvorstand Frau Rosmarie Fähndrich sowie die Herren Joachim Schulz, Toni Weber, Reinhold Döbeli, Werner Eggert und Werner Weilenmann.”
Der Vereinszweck, nämlich das Beschaffen, Erhalten, Erschliessen und parzellenweise Verpachten von Familien- und Pflanzgärten, wurde in den Statuten festgelegt. Die zur Zeit der Vereinsgründung eher allgemein gehaltenen Ziele, sind in der revidierten Fassung von heute in acht Punkten festgelegt:
- Naturnahes Gärtnern als sinnvolle Freizeitbeschäftigung
- Bezug zur Umwelt fördern für Jung und Alt
- Grösstmöglicher Verzicht auf chemische Pflanzenschutzmittel
- Natürlicher Kreislauf organischen Materials durch fachgerechtes Kompostieren
- Manuelle Bearbeitung von Boden und Pflanzen
- Einfaches, umweltschonendes Freizeitverhalten mit nachbarschaftlicher Rücksichtnahme
- Förderung und Pflege von freundnachbarlichen und zwischenmenschlichen Beziehungen unter den Mitgliedern
- Garten als Ort der Ruhe und Entspannung
Projektidee Mooswiesen
Die erste, zweijährige Präsidentschaft Andre Wicki erbrachte noch keine Änderung der bereits 1976, und darnach bei der Vereinsgründung, festgestellten unbefriedigenden Situation. An der Generalversammlung des Jahres 1980 übernahm Jan Richard de Fries das Präsidium des jungen Vereins. Silvio Böni, Sachbearbeiter im Bausekretariat der Stadtverwaltung, erläuterte an der Generalversammlung im vollbesetzten Feldhofsaal die Vorhaben des Stadtrates: Erschliessungsarbeiten für eine kleinere Anzahl neuer Pflanzgärten (ohne Hütten) im Ifang, als Übergangslösung bis zur endgültigen Erschliessung des geplanten Areals Mooswiesen, mit 80 – 90 Garteneinheiten, welche den Vorstellungen des Vereins-vorstandes nach eigentlichen Familiengärten mit zwei Aren Grundfläche und Häuschen entsprochen hätten. Doch soweit kam es nicht. Zwar wurden dem Verein 1982 die 25 Kleinparzellen im Ifang übergeben, doch das Areal Mooswiesen am Dorfrand, nordöstlich der Fällanderstrasse, konnte nicht im Sinne des Vereins für Familiengärten realisiert werden: Aus verschiedenen Gründen hat der Stadtrat den Arealwunsch im kommunalen Siedlungs- und Landschaftsplan nicht berücksichtigt. Die Güterzusammenlegung im Gebiet Hermikon gestaltete sich offensichtlich schwieriger, als erwartet.
An der Generalversammlung 1983 erläuterte Gemeinderat Hans Fenner, Mitglied der Kommission für Raumplanungs- und Landgeschäfte, den vom Gemeinderat verabschiedeten kommunalen Richtplan, in welchem das Anliegen des Vereins auf Festsetzung eines Areals für Familiengärten grundsätzlich gewürdigt worden war. In Anbetracht des langwierigen Verfahrens konnte aber dieses Bekenntnis die baldige Realisierung eines Familiengartenprojektes noch lange nicht sicherstellen. Es fielen harte Worte an die Adresse der Behörden und die Stimmung im Verein war entsprechend schlecht. Daran konnte auch die bereits im August 1982 vom Chronisten und damaligen Vizepräsidenten verfasste Studie „Die Familiengärten im kommunalen Gesamtplan“ nichts ändern. Der in drei regionalen Zeitungen publizierte und im „Schweizerischen Hauseigentümer“ auszugsweise vorgestellte Informationsbeitrag zur Familiengarten-Situation in Dübendorf (mit Auszügen aus der Studie „Sicherung von Familiengärten“ der Regionalplanung Zürich und Umgebung), diente mindestens der Aufklärung über den ganzen Problemkreis, sowie der Bekanntmachung konkreter Wünsche des Vereins. Denn, so wies die Studie aus: „Dübendorf hat im Rahmen der Region Zürich und Umgebung, wenn nicht sogar im gesamtkantonalen Rahmen, zu Beginn der achtziger Jahre immer noch einen ziemlich grossen Nachholbedarf, im Ausstattungsstandard noch viel mehr, als in der Anzahl Gärten.“ Der Bericht schliesst mit der Bitte um mehr Verständnis dafür, dass Familiengärten bei vielen Mietern im städtischen Siedlungsbereich eine anerkanntermassen wichtige Funktion in ihrem Lebensbereich einnehmen, aber auch, dass in Dübendorf die bisher mehr auf Tolerierung, denn auf Förderung der Gartenpacht angelegte Grundhaltung der Behörden, sich zum Guten wende.
Ein Höhepunkt des Vereinslebens in der Zeit des Wartens, Mitte der achtziger Jahre, war die zweimalige Beteiligung mit einem „Grotto Giardino“ am Dübendorfer Dorffest. Vorstandsmitglied Werner Eggert, als OK-Chef VFD, Enrico Malacarne, als Chefkoch, und viele Helferinnen und Helfer, sorgten mit ihrem Einsatz auch für die Äufnung des Vereinsvermögens, welches bei Investitionen in spätere Gartenerschliessungsarbeiten noch willkommen sein wird. Exkursionen und Kurse über ökologisches Gärtnern, unter der Leitung von Vorstandsmitglied Heidi Kohler, bildeten weitere Betätigungsfelder sowohl für jene, die schon einen Garten hatten, als auch für jene, die noch immer auf der Warteliste ausharren mussten.
Projektidee Brand, Zelgli und Chriesbach
In diesen Zeitabschnitt fällt auch die Überweisung von zwei Postulaten der Kommission für Raumplanung und Landgeschäfte an den Stadtrat (5. März 1984).
Damit wurde der Stadtrat aufgefordert, durch freihändigen Landerwerb und -tausch, sowie durch entsprechende Bauordnungsbestimmungen, die Einrichtung von Familiengärten zu fördern. Dabei standen die Gebiete Hermikon, Brand und Zelgli im Vordergrund. Daneben weihte der Stadtrat am Chriesbach ein weiteres Planzgarten-Areal ein, Familiengärten mit Hütten aber, lagen immer noch in weiter Ferne.
In der nun schon sieben Jahre dauernden Planungsphase ergab sich 1985 ein erneuter Wechsel in der Vereinsleitung. Auf Richard de Fries folgte sein bisheriger Vizepräsident Peter Bloch. Der Verein beschloss gleichzeitig, dass beide in Familiengemeinschaft lebende Partner mit Wohnsitz in Dübendorf, stimmberechtigte Mitglieder sein sollen, was der Einführung des Frauenstimmrechtes gleichkam.
Ebenfalls 1985 lehnte der Kantonsrat eine Einzelinitiative Trüb (Uster) ab, welche im kantonalen Planungs- und Baugesetz bei Mehrfamilienhäusern genügend grosse und von der Lage und Besonnung her geeignete Flächen für gärtnerische Zwecke im Sinne von Familiengärten verankern wollte. Damit schied auch diese, im Dübendorfer Parlament geforderte, und vom VFD unterstützte Möglichkeit, aus Abschied und Traktanden. Es sei denn, private Bauherren und Architekten hätten dafür ein besonderes Sensorium. Die Chriesmatt-Überbauung in Dübendorf, wo der inzwischen verstorbene Architekt Rolf Keller in einem wegweisenden Projekt bei allen Wohnungen Pflanzgärten eingeplant hatte, ist ein solches Beispiel. Es war im Mai 1986, als das Ehepaar Keller, zusammen mit einer Referentendelegation des VFD versuchte, den zahlreich versammelten Chriesmatt-Bewohnern das Hobbygärtnern näherzubringen. Leider blieb es in Dübendorf bei diesem einmaligen Ereignis.
Projektidee Werlen und Wil / Chürzi
Gastreferent an der Generalversammlung 1987, an der Schwelle des zehnten Vereinsjahres, war Dübendorfs neuer Hochbauvorstand. In der Berichterstattung des Amtlichen Anzeigers ist nachzulesen: „Stadtrat Werner Benz, seines Zeichens Gärtnersohn mit jahrelanger Erfahrung auf diesem Gebiet, musste zugeben, dass sich die Stadt Dübendorf in den letzten zehn Jahren recht schwergetan hat, ein eigentliches Familiengartenareal zu verwirklichen, ja dass sie diesbezüglich ein Schuldenkonto habe: Der Nachholbedarf belaufe sich auf 170 bis 220 Parzellen. Der Bauvorstand zeigte volles Verständnis für die Idee, Familiengartenareale mit Hütten zu ermöglichen und in Zukunft sollte gezielter darauf hingearbeitet werden, als dies bis heute der Fall war.“ Jetzt war die Rede von Planungen in den Gebieten Werlen und Wil/Chürzi: Doch gewitzigt durch das zehn Jahre lange unergiebige Planen, wollte der VFD nun „Nägel mit Köpfen“ einschlagen: Er bereitete eine Volksinitiative vor. Die Stadt Dübendorf sollte genügend dezentrale Familiengarten-Areale mit Hüttenbaubewilligung auf hierfür eingezonten Freihalteflächen zu angemessenem Pachtzins bereitstellen und sich von der Gartenverwaltung zulasten des VFD lösen. Auf Anraten einer parteipolitisch breit abgestützten Politikerrunde, die dem Anliegen wohlgesinnt war, kam man überein, dass eine parlamentarische Motion rascher zum Ziele führen musste. Die Motion Hächler und Mitunterzeichner hat denn die Anliegen des Vereins vollumfänglich aufgenommen.
Diese wurde am 11. März 1988, also rund zehn Jahre nach der Vereinsgründung, mit 33:1 Stimmen deutlich an den Stadtrat überwiesen. Der Motionär begründete seinen Vorstoss unter anderem mit der Feststellung, dass Dübendorf zwar eine Anzahl mittlerer bis kleiner Pflanzgartenareale aufweist, jedoch kein einziges Familiengartenareal. Die Regionalplanung Zürich und Umgebung sieht eine Parzelle pro zehn bis fünfzehn Mehrfamilienhäuser vor. Beim Verein für Familiengärten, wie auch bei der Stadtverwaltung liegen je um die 100 Gesuche für Gartenareale.
Der Stadtrat zeigte in seinem Bericht zwar Verständnis für die Anliegen, weist aber auf die Schwierigkeiten hin, da geeignete Landstücke im Baugebiet sehr teuer sind und Land im Landwirtschaftsgebiet zu diesem Zweck nur sehr schwierig zu erwerben ist. Dem Gemeinderat wird eine Fristerstreckung um 1 – 2 Jahre beantragt, und bei der Abnahme des ersten Zwischenberichtes, von diesem auch genehmigt.
Projektidee Brand
Am 24. März des gleichen Jahres feierte der VFD bei grossem Publikumsaufmarsch, inzwischen ist er auf 200 Mitglieder angewachsen, seinen zehnten Geburtstag. Höhepunkt des Abends war der jubiläumswürdige Gesangsvortrag des „Coro Italiano Dübendorf“ und die Verleihung der Ehrenmitgliedschaft an Ernst Schärer, der wegen eingetretener Invalidität seinen Garten aufgeben musste.
Präsident Peter Bloch gab der Hoffnung Ausdruck, dass das zweite Dezennium des VFD eine Phase der Realisierung sein werde, sei doch die Planungsphase mit ihren vielen Versprechungen eindeutig zu lang gewesen. Ein Jahr später unterbreitete der Stadtrat dem Gemeinderat einen Kreditantrag von 430’000 Franken, um damit im Gebiet Brand, an der nördlichen Peripherie zur Gemeinde Dietlikon, dreissig Familiengärten zu bauen. Doch diese erste konkrete Vorlage zur Realisierung richtiger Familiengärten stand von Anfang an unter einem schlechten Stern.
Zwar stimmte das Gemeindeparlament dem leicht reduzierten Projekt mit 23:11 Stimmen zu, doch die Hürde der Kreditsumme sowie der angrenzenden, bereits bestehenden Ponyfarm, war an der Referendumsabstimmung vom 22. September 1990 zu hoch. Der VFD geriet zwischen die Fronten des teuren städtischen Projektes, auf das er wenig Einfluss hatte, und der Ponyfreunde, denen die Gärtner mit ihrem Arealwunsch im Wege standen. Die Auseinandersetzung in den Leserbriefspalten erreichte eine für Dübendorf einmalige Intensität und Gehässigkeit, die den Verein mit grosser Sorge erfüllte. Die Hoffnung, dass sich Gärtner und Ponyfreunde gemeinsam im Gebiet Brand begegnen und erfreuen könnten, zerschlug sich anlässlich des eindeutigen Verdikts des Souveräns zugunsten des zu erhaltenden Weidelandes. Noch einmal hat während dieser Auseinandersetzung ein Postulat Kärcher die Frage von Pflanzgärten auf den Arealen von Mehrfamilienhäusern aufgenommen, und entsprechende Bestimmungen in der Bauordnung beantragt. Das Übergeordnete kantonale Planungs- und Baugesetz liess dafür aber keinen Raum.
Die 90er Jahre
Mit dieser für die Hobbygärtner unerfreulichen Entwicklung begannen also die neunziger Jahre und es dauerte noch weitere sieben Jahre, bis der Verein am Ziel seiner Bemühungen anlangen sollte. 1990 war wieder eine Stabsübergabe an der Vereinsspitze fällig. Mit dem bisherigen Vizepräsidenten Rene Bösch übernahm der frühere Arealverwalter im Ifang die Geschicke des Vereins. Es galt nun eine neue Gesamtkonzeption des Stadtrates zu begutachten. Inzwischen zeichnete Hochbauvorstand Felix Zumbach für die Familiengartenpolitik der Exekutive verantwortlich. Von Einzelvorlagen wollte man, auf Grund der schlechten Erfahrungen im Brand, in Zukunft absehen. Eine Machbarkeitsstudie mit vier Standortvor-schlägen (Sunnental, Gumpisbüel, Sonnenberg/Schossacher, Hofacher/Gfenn) stiess immer dort an die Grenzen der Realisierbarkeit, wo mögliche Areale nicht gesetzeskonform eingezont werden konnten oder andere Probleme schwer zu lösen waren. Dies, obwohl die Machbarkeitsstudie Guhl aufzeigte, dass bei allen Standorten der Bau von Familien- oder Pflanzgärten möglich ist und kein Standort aus baurechtlichen oder topografischen Gründen, oder aus solchen der bestehenden Infrastruktur, ausgeschlossen werden muss. Der VFD wünschte zudem auch aus den Erfahrungen im Brand, nurmehr einfache und zweckmässige Erschliessungen und strebte die Eigenfinanzierung der Hütten an. Er hielt weiterhin an der seit Jahren geforderten Selbstverwaltung fest.
Wie sehr die Fortschritte aber auch von den Launen der Mehrheitsverhältnisse im Stadtrat abhängig waren, wurde an dessen Meinungsänderung im Anschluss an das durchgeführte Vernehmlassungsverfahren deutlich. Auf Gärten mit Häuschen sollte auf Anregung des Bauplanungsausschusses bis auf weiteres wieder verzichtet werden. Der VFD wähnte sich erneut am Punkt 0. Ein Wiedererwägungsantrag an den Stadtrat endete mit einem Kompromiss, welcher die Türen für eine Hüttenbaubewilligung offen liess. Der Stadtrat stand ja auch im Zugzwang, lief doch die zweite Fristerstreckung der Motion Hächler Mitte 1992 ab. Die langjährig aufgebauten guten Beziehungen zu Gemeinderäten verschiedenster politischer Couleur hielten im VFD die Hoffnung aufrecht, dass ein Durchbruch zur Erfüllung der Motion doch noch möglich werde.
Trotz aller Aufklärungsarbeit musste sich der VFD aber auch immer wieder für sachbezogene Begriffs-bezeichnungen der Gärten wehren. So machte er zum Beispiel in seiner Vernehmlassung zur erwähnten Machbarkeitsstudie geltend, dass sich die Typologie für den ganzen Kanton nach der Studie „Sicherung von Familiengärten“ der Regionalplanung Zürich und Umgebung richten soll und meinte: „Schrebergärten“ (genannt nach dem Erfinder Dr. Moritz Schreber, 1608 – 81) ist eine Volksmundbezeichnung. Leider konnte diese den Beigeschmack des „Arme-Leute-Gartens“ nie ganz ablegen, und dient damit leicht zur Diffamierung. So geschehen in der Abstimmung zum Brand, 1990.” (Areale mit Hüttenbaubewilligung werden als Familiengärten, solche ohne, als Pflanzgärten bezeichnet.)
Das Areal Buen
Der Stadtrat musste im Gemeinderat Mitte 1992 um eine weitere Fristerstreckung für die Motion Hächler nachsuchen, die ihm bewilligt wurde. Im Zwischenbericht an das Parlament erklärt sich der Stadtrat nun doch bereit, in Bezug auf das Areal Buen die Erstellung von Gartenhäuschen im bestehenden Pflanzgarten-areal zu bewilligen und weiter: „Die entsprechenden Vorschläge für die Umparzellierung und für die Vorschriften sind in Bearbeitung. Die Gebäude sind von den Pächtern zu erstellen und Verhandlungen für die Gartenverwaltung durch den VFD werden in Aussicht gestellt.“ Die Motion Hächler wurde übrigens zu einer der längsten Geschäftspendenzen im Dübendorfer Parlament. Nach weiteren zwei Fristerstreckungen konnte sie am 18. März 1996 nach einstimmiger Annahme der revidierten Ortsplanung durch den Gemeinderat endlich abgeschrieben werden. Rudolf Hächler und Gemeinderatskolleginnen und -kollegen sei an dieser Stelle für den rund zehn Jahre währenden parlamentarischen Realisierungsdruck herzlich gedankt.
Doch zurück zum Jahre 1992. Es sollte bezüglich konkreter Verhandlungen und Planungen ein fruchtbares Jahr werden. Eine Prioritätenliste mit kurzfristigen Realisierungschancen reduzierte die vordem möglichen Standorte auf die Gebiete Gumpisbühl, Buen und Zweiacher. Das in der Anflugschneise des Flugplatzes liegende Gumpisbühl ist kurz darauf aus der Alarmzone des Lärmbelastungsplanes entlassen worden, womit dort der Wohnungsbau gegenüber den Familiengärten wieder Priorität erhielt. Damit wurden die Anstrengungen ganz auf die Erweiterung der Anlage Buen konzentriert, dem einzigen in Frage kommenden Gebiet in der Freihaltezone D (heute Erholungszone C). Die Bemühungen des Vereins mittels Einwendungen während des Ortsplanungsverfahrens, auch andere Areale in Freihaltegebiete umzuzonen, sind am politischen Willen von Stadt- und Gemeinderat oder den damit verbundenen Schwierigkeiten und Kostenfolgen gescheitert.
Im Jahresbericht der Generalversammlung von 1994 bestätigte Vereinspräsident Rene Bösch dann auch unter anderem: „Das bestehende Pflanzgartenareal Buen wird zum Familiengartenareal mit gemischter Nutzung, mit und ohne Häuschen.“
Die Bewilligung für die Erstellung von Häuschen ist vom Stadtrat grundsätzlich erteilt worden. Der Vorstand hat zwecks Übernahme der Gartenverwaltung im Buen I und II erste Verträge mit der Bauabteilung besprochen sowie schriftliche Vorschläge für eine Bau- und Gartenordnung, den Pachtvertrag mit der Stadt, sowie Einzelpachtverträgen zwischen dem VFD und Pächtern unterbreitet
Zusammen mit der Bauabteilung und Stadtrat Hans Rudolf Baumberger wurde Ende Januar eine öffentliche Orientierungsversammlung in der Oberen Mühle einberufen. Vor vollem Saal wurden alle Buenpächter über das Vorhaben von Familiengärten mit Häuschen orientiert Grundsätzlich waren alle anwesenden Buenpächter für eine Erweiterung der Anlage (Buen III). Die Entstehung dieser Anlage hing jedoch von einer finanziellen Beteiligung der Stadt ab, und der Zeitpunkt der Realisierung von der Kündigung des Pachtvertrages mit zwei Landwirten.
Es würde zu weit führen, in dieser Chronik alle guten Geister zu erwähnen, die sich um das Gedeihen und Fortbestehen des Vereins für Familiengärten verdient gemacht haben. Dass sich auch eine stattliche Anzahl Frauen darunter befinden, soll mit der 1994 erfolgten Übergabe des Kassieramtes von Heidi Kohler an Marianne Baumberger dokumentiert werden, die heute noch den Vereinsfinanzen vorsteht. Heidi Kohler hat das aufwendige und schwierige Amt vordem von Denise Bösch übernommen, welche das elektronische Zeitalter im Verein eingeführt und auch sonst viel Arbeit „hinter den Kulissen“ geleistet hat. Das allerdings will nicht heissen, dass deren männliche Vorgänger, Toni Weber und Reinhold Döbeli, nicht ebenso zuverlässige Säckelmeister in den schwierigen Anfangsjahren des Vereins gewesen wären.
1994 hat der Verein mit dem neuen Hochbauvorstand Lothar Ziörjen bereits den fünften für seine Belange zuständigen Stadtrat als Ansprechpartner erhalten. Angesichts der bevorstehenden Realisierung von Buen III, verbunden mit der Übernahme von Buen I und II, ist auch der Mitgliederbestand auf über 250 angestiegen. Präsident Rene Bösch konnte in seinem Jahresbericht auf den stadträtlichen Kreditbeschluss von 163’000 Franken für Buen III hinweisen und bezeichnete das in Reichweite liegende erste Familiengarten-Areal mit Häuschen (bis zur Einweihung wird noch ein weiteres Jahr verstreichen), als kleines Wunder in der Vereinsgeschichte. Der Buen III-Kredit wurde für die folgenden Infrastrukturarbeiten aufgegliedert: Strassen, Wege, Parkplatz (79’000 Franken), WC-Anlage (15’000 Franken), Wasser, Elektrisch (17’000 Franken), Heckenbepflanzung (3’000 Franken), Einzäunung, Abschrankungen, Signalisation (28’000 Franken), Technik, Verwaltung, Parzellierung (21’000 Franken).
Die einsetzende Realisierungsphase für den VFD war von viel Arbeit geprägt: Neue Pachtverträge, Bau- und Gartenordung, Gesuchsformular für die Erstellung von Gartenhäuschen. Notwendige Fronarbeiten wie zum Beispiel das Bekiesen der Hauptwege, Umstechen, Verteilen des Humus, Einteilen der Parzellen und Pflanzen der Hecken. Der Jahrespachtzins wurde vorgestellt: bis 1,3 Aren 105 Franken, darüber 130 Franken. Jetzt brauchte es auch Arealverwalter und damit einen grösseren Vorstand (maximal zehn Mitglieder). Zum bisherigen Arealverwalter im Ifang, Albert Finsterle kamen neu hinzu: Emil Blumenthai (Buen I), Bernard Olthof (Buen II) und Fritz Frommlet (Buen III). Einen speziellen Dank für aufwendige Fronarbeit erhielt Kurt Schättin für seine ganzjährige und freiwillige Pflege der Rabatten. Die Eigenverantwortung bei der Arealpflege bringt auch Probleme. Die Pächter müssen angehalten werden, die Bau- und Gartenordnung zu beachten, ebenso die sachgerechte Entsorgung der Sperrgut- und Grüngutabfälle und anderes mehr. Der Fremdabfall von Passanten wird zum Problem und verlangt nach Abhilfe. Trotz einzelnen Mahnungen, die nach dreimaliger Wiederholung zur Pachtauflösung führen, ist der Präsident mit der Einhaltung der Vorschriften im Allgemeinen zufrieden. Stadtrat Hans Rudolf Baumberger überbringt an der Generalversammlung 1996 denn auch eine Grussbotschaft des Stadtrates, verbunden mit dem Dank für die Leistungen des VFD. „Die Übertragung der Verwaltung an den Verein, habe die Stadt entlastet“, meinte der Tiefbauvorstand, der im Übrigen während seinen acht Amtsjahren immer tatkräftig für die Belange der Dübendorfer Familiengärtner eingetreten ist, was auch ihm herzlich verdankt werden soll.
Im Schweizerischen Familiengärtner-Verband
Am 1. Juni 1996 (18 ½ Jahre nach der Vereinsgründung) wird das Areal Buen mit einem grossen Gartenfest eingeweiht. Im gleichen Jahr erreicht die Mitgliederzahl erstmals die Marke 300. 1996 wird als Erfolgsjahr in die Vereinsgeschichte eingehen. Nun wurde es auch Zeit, den bereits 1986 angestrebten Beitritt zum Schweizerischen Familiengärtner-Verband SFGV erneut zum Traktandum zu machen.
Der damals schon gutgeheissene Antrag wurde nach Abwägen der damit verbundenen finanziellen Belastung, bis zur Realisierung des ersten eigentlichen Familiengarten-Areals, nochmals zurückgestellt. Die Generalversammlung 1997 liess sich nun vom Regionalvertreter des SFGV, Werner Koller, über die Verbandstätigkeit informieren und hiess schliesslich nach eingehender Diskussion den Beitritt mit der erforderlichen 2/3 Mehrheit gut. Der Verein erhofft sich dabei nicht zuletzt auch Unterstützung und „Know-how“ für seine weiteren Vorhaben. Mit seinen Empfehlungen hilft der SFGV den einzelnen regionalen Vereinen schneller eine durchsetzbare Lösung ins Auge zu fassen, die den örtlichen Gegebenheiten gerecht werden. Der Verband ist dem Vereinsvorstand auch eine Hilfe, wenn er mit einem Begehren an die Liegenschaftenverwaltung herantreten möchte (zum Beispiel Arealbeschaffung, finanzielle Unterstützung und so weiter). An der gleichen Generalversammlung wurde auch der langjährige verdienstvolle Vizepräsident Hans Nüesch verabschiedet und Alban Greiter zu seinem Nachfolger bestimmt.
Seit der im September 1997 erfolgten offiziellen Aufnahme des VFD in den SFGV, erhalten nun alle Mitglieder die Zeitschrift „Der Gartenfreund“. Zum 20 Jahr-Jubiläum im April 1998, erschien dort ein bebildertes Portrait über den VFD Dübendorf.
An der Jubiläums-Generalversammlung vom 17. April 1998 im Restaurant Hecht, beehrte der Regionalvertreter des SFGV, Werner Koller, die Dübendorfer Familiengärtner mit seinem Besuch und schenkte dem Verein ein Exemplar der schweizerischen Verbandsflagge. Zwanzig Jahre sind beim VFD in mehrerer Hinsicht eine Zäsur. Mit dem nach acht Präsidialjahren erfolgten Rücktritt von Rene Bösch, er wurde für seine langjährigen Verdienste zum Ehrenpräsidenten gewählt, ist die Gründergeneration endgültig von der Bühne getreten. Der neugewählte Präsident Alban Greiter symbolisiert den Aufbruch der neuen Generation von Gartenfreunden. Die Mitglieder von heute, meint er, nützen den Garten als Hobby und Erholungsort und verbringen einen grossen Teil ihrer Freizeit im Garten. Familien mit Kindern sind stundenweise im Garten, „Freaks“ dagegen täglich. Der Vereinsvorstand versucht dennoch weiterhin die Gärtner zum aktiven Mitmachen zu animieren, indem er zum Beispiel das alljährliche Gartenfest, Vorträge über Düngung und Schädlingsbekämpfung, oder die Kompostierung organisiert.
Durch die Verwaltungsübernahme der Gärten durch den VFD, hat sich für die einzelnen Pächter einiges geändert. So müssen heute zum Beispiel alle nach festgelegtem Ablöseplan die Wassertröge reinigen, an Frondiensttagen teilnehmen oder die nun strengere Bau- und Gartenordnung befolgen. Bei circa 300 Mitgliedern ist der Vorstand enorm gefordert, den Wünschen der Pächter, der Anwohner und der Stadt gerecht zu werden. Durch den ansteigenden Verwaltungsaufwand war der Vorstand gezwungen, die Bau- und Gartenordnung neu zu überarbeiten.
Diese soll für die einzelnen Pächter nicht mehr eine Richtlinie darstellen, sondern eine nützliche Grenze des Erlaubten, damit keine unnötigen Diskussionen mehr geführt werden müssen. So, resümiert der neue Präsident Alban Greiter, wurde zum Beispiel aus manch einer unansehnlichen Bretterbude ein schmuckes Häuschen, das sich geordnet ins Landschaftsbild einfügt und manchem Spaziergänger und Anwohner positiv ins Auge sticht. Heute dürfen sich die Vereinspächter glücklich schätzen, einen Garten mit der nötigen Infrastruktur zu bebauen, in einem schön gelegenen Areal und abseits von Abgasen und Lärm. Der VFD ist nun ein etablierter Dübendorfer Verein. Er will durch seine Tätigkeit einen wertvollen Beitrag zur Lebensvielfalt der Stadt beitragen. Das Vermächtnis der Gründer, ist gleichzeitig ihr Wunsch in die Zukunft des VFD: Dieser möge die soziokulturelle Aufgabe der Garten- und Landschaftspflege für all jene Mieterinnen und Mieter wahrnehmen, denen diese Freizeitbeschäftigung Lebensqualität und Freude bedeutet, in guten, wie in weniger guten Zeiten.
Und wenn der Chronist abschliessend reflektiert, warum er zwei Jahrzehnte lang mithalf, dieses Ziel nicht aus den Augen zu verlieren, so kommt ihm symbolhaft ein Bild aus seiner Jugend in den Sinn, als seine Mutter – im Schlepptau mit den nicht immer willigen Kindern – die Beete auf des Nachbars Wiese kultivierte. In einer Zeit, wo dies Pflicht war, der Not gehorchend, und trotzdem mit der unversiegbaren Freude an der lebendigen Natur.
(Peter Bloch)
Eine coole Zeitachse zu unserer Vereinsgeschichte haben wir hier für Euch zusammengestellt: Unsere Chronik